• Offizieller Beitrag


    La Forge de Vulcain #05

    by Broken Window Theory, auf Flickr

    Das ist eine erloschene Welt. Dies sind die Überreste eines riesigen Stahlwerks, in dem kein Ofen mehr brennt und kein Eisen mehr geschmolzen wird. Aber das war nicht immer so. In den 1970er Jahren war dies ein großes Stahlwerk in Frankreich. Aber erst scheiterte die Wirtschaft, dann die Politik. Der Preis dafür war hoch, aber nur für die einzigen Verlierer dieser Krise: die Arbeiter - ohne Job, ihrer zweiten Heimat beraubt und durch Asbest vergiftet. Lasst uns die ganze Geschichte herausfinden!


    La Forge de Vulcain #02

    by Broken Window Theory, auf Flickr

    Die Stille ist unheimlich. Wir haben nur das Ächzen von Metall gehört. Das ist ungewöhnlich für eine Fabrik wie diese, in der Mensch und Maschine Tag und Nacht gearbeitet haben. Aber die Maschinen wurden abgestellt und die Arbeiter entlassen. Was bleibt, ist eine erloschene Welt. Dies ist ein Koloss aus Eisen. Wenn man das Gebäude sieht, könnte man meinen, dass ein ganzes Stahlwerk braucht, um ein neues zu erschaffen. Wie ein gestrandeter Wal beherrscht dieser Riese heute die Landschaft. Das Werk steht in Gandrange in Frankreich, einer Gemeinde mit nur 3.000 Einwohnern und langer Stahltradition. Die Menschen hier nannten diesen imposanten Ort ihre Kathedrale.


    La Forge de Vulcain #01

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    Die Geschichte dieses Stahlwerks hat ihren Ursprung im Jahr 1890, als die Deutschen hier in Gandrange eine Fabrik errichteten. Damals war die Region noch Teil des Deutschen Reiches. Das Werk wuchs schnell, und nur die beiden Weltkriege konnten diese rasante Entwicklung unterbrechen. Das Gebäude, das wir auf diesen Fotos betrachten, wurde jedoch erst später errichtet. Ab den 1960er Jahren wurde dieses Werk gebaut, um die starke Nachfrage nach Stahl zu befriedigen. Ziel war es, die Produktion von Eisenerzeugnissen zu bündeln, die zu diesem Zeitpunkt über mehrere Standorte in der Region verstreut war. 2,6 Millionen Tonnen Stahl sollten pro Jahr produziert werden. Um dies zu erreichen, baute man ein Ungetüm. Das Hauptgebäude hat eine Höhe von 100 Metern und ist 400 Meter lang. Mit all den zusätzlichen Bauten fanden hier Ende der 60er Jahre rund 6.000 Menschen Arbeit. Doch die Produktionsziele konnten nicht erreicht werden. Das Streben nach Größe beendete den Prozess, anstatt ihn zu retten. Die Kosten stiegen mit der Größe, während das Gegenteil erwartet wurde - ein strategischer Fehler. Trotz Modernisierungen schrieb das Werk weiterhin rote Zahlen. Es war ein Opfer der Stahlkrise der 70er Jahre. Schlechte Zeiten sollten folgen.


    La Forge de Vulcain #26

    by Broken Window Theory, auf Flickr

    Seit einem Jahrzehnt ist dieser Ort in der Zeit stehen geblieben. Alle Angestellten sind einfach verschwunden. Tatsächlich wurde eine Familie auseinandergerissen. Im Jahr 1999 verkaufte die Betreibergesellschaft das Werk an den indischen Stahlmagnaten Lakshmi Mittal. Er reduzierte die Belegschaft auf ein Minimum, aber auch zehn Jahre später schrieb das Stahlwerk noch keine schwarzen Zahlen. Als klar wurde, dass Mittal das Stahlwerk schließen wollte, traten die Arbeiter in einen massiven Streik. Sogar der französische Staatspräsident versuchte zu intervenieren und trat medienwirksam vor Ort auf. "Ein wichtiger Industriestandort in unserem Land steht auf dem Spiel", sagte er und versprach Hilfe. Doch kurz darauf wurde das Stahlwerk stillgelegt, und der Staat kam nicht zur Hilfe. Die Hälfte der verbliebenen 1.000 Arbeiter wurde entlassen, die andere Hälfte fand in einem anderen Werk in der Nähe einen neuen Arbeitsplatz. Der damalige Präsident Nicolas Sarkozy tat etwas, was seine Landsleute nicht von ihm erwartet hatten: Er schwieg.


    La Forge de Vulcain #04

    by Broken Window Theory, auf Flickr

    Trotz aller Versprechen der Politiker wurde dieses Werk geschlossen. Von einem Koloss aus Stahl ist nur noch ein hohler Kadaver übrig. Einen Ort dieser Größe abzureißen ist ein langer Prozess. Wir haben dieses Werk schon vor einiger Zeit erkundet. Inzwischen ist diese historische Stätte fast vollständig entleert und abgerissen.


    La Forge de Vulcain #18

    by Broken Window Theory, auf Flickr

    Auf dem Bild oben sehen wir das ehemalige Labor des Stahlwerks. Hier wurden Tests mit den Produkten durchgeführt, Analysen gemacht und überwacht. Kurz gesagt: Das war die Qualitätskontrolle. Dort haben wir auch eine alte Rohrpostanlage entdeckt.


    La Forge de Vulcain #41

    by Broken Window Theory

    An einem so riesigen Ort entdeckt man immer etwas Neues. Selbst nach stundenlanger Erkundung, ständigem Auf- und Absteigen und Tausenden von Schritten auf dem Schrittzähler hatten wir immer noch nicht alles gesehen. Dieses rostige Ungetüm ist das Opfer einer Stahlkrise sowie technischer und wirtschaftlicher Fehlentscheidungen. Der Untergang war unvermeidlich. In den 40 Jahren seines Betriebs wurden 60 Millionen Tonnen Stahl produziert. Und jetzt kommt leider noch jede Menge Schrott dazu, während das Werk abgerissen wird. Mehr als die Betreibergesellschaft hat die Belegschaft hier einen Verlust erlitten. Gemeinsam kämpften sie für ihre Kathedrale - doch es war ein aussichtsloser Krieg. Die ehemaligen Arbeiter des Stahlwerks Gandrange wurden mit Bitterkeit, aber auch mit Enttäuschung zurückgelassen, vor allem von ihren gewählten Politikern. In kurzer Zeit wird dieser Ort verschwunden sein.

    La Forge de Vulcain #47 by Broken Window Theory, auf Flickr

    Da wir eher Filmemacher als Fotografen sind, haben wir einen Dokumentarfilm über diesen Ort gedreht, den du dir gerne auf YouTube ansehen kannst, falls du noch mehr von diesem fantastischen Ort sehen möchten:

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