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Auf dem höchsten Bergmassiv im Norden Sardiniens befindet sich ein ehemals geheimer US-Militärstützpunkt. In der Vergangenheit haben die Einheimischen viele Gerüchte und Geschichten über diesen Ort erzählt, die sich bis heute gehalten haben. Wir sind hier, um die Wahrheit herauszufinden. Dies ist ein Ort, an dem der Geist des Kalten Krieges noch heute gegenwärtig ist.
Was aussieht, als könnte man damit Kontakt zu Außerirdischen aufnehmen, ist in Wirklichkeit eine Relaisstation. Hier wurden Daten empfangen und dann an die nächste, weit entfernte Station weitergesendet. Dies ermöglichte die Kommunikation über große Entfernungen. Sie wurde in den 1960er Jahren von der US-Luftwaffe in Betrieb genommen - an einem strategisch günstigen Ort im Mittelmeer. Das war im Grunde der Hauptknotenpunkt für die Funkkommunikation in dieser Region.
Während des Kalten Krieges war die sichere und schnelle Übermittlung von Informationen über Ländergrenzen hinweg von entscheidender Bedeutung. Ein geheimes Militärprojekt sollte dies ermöglichen. Gemeinsam mit der NATO hatten die USA ein Netz von Kommunikationsknotenpunkten in der gesamten westlichen Welt aufgebaut, die mithilfe einer neuen Technologie miteinander verbunden waren. Das Schlüsselwort lautet hier "Troposcatter". Telefongespräche oder andere Informationen werden dabei mit Mikrowellen übertragen und in die Luft gestrahlt. Sie prallen an der so genannten Troposphäre, dem untersten Teil unserer Atmosphäre, ab - daher der Name Troposcatter. Zurück auf der Erde erreicht das Signal eine ähnliche Empfangsstelle.
Jeder Knotenpunkt hatte zwei Sätze von Schüsseln - eine für den Empfang und eine für die Übertragung zum nächsten Knotenpunkt. Dieses so genannte "tropospheric scattering" hat einen großen Vorteil, weshalb die Technologie auch heute noch teilweise angewandt wird. Für die Kommunikation brauchen diese Stationen keine Sichtverbindung. Da das Signal an der Atmosphäre abprallt, können die Knotenpunkte abgelegen oder in den Bergen versteckt sein. Sie können auch Hunderte von Kilometern voneinander entfernt sein. Während des Kalten Krieges gab es aber noch einen weiteren großen Vorteil für das Militär: Diese Technologie war sicher. Die Signale konnten nur an einer Stelle empfangen werden, so dass es praktisch unmöglich war, sie abzufangen.
Ein kurzer Exkurs: Mehr als 40 Jahre lang tobte der Kalte Krieg zwischen den beiden Supermächten, der Sowjetunion und den USA. Offiziell wurde dieser Krieg nie erklärt, aber das tat seiner Gefährlichkeit keinen Abbruch: Mehrmals stand die Welt am Rande eines nuklearen Abgrunds. Deshalb installierte die NATO ein international vernetztes Frühwarnsystem: Ein ehemals streng geheimes Langstrecken-Kommunikationsprogramm. Codename: ACE-High. Es stammte aus den 1950er Jahren und bestand im Wesentlichen aus einem Troposcatter-Netz, das im Norden Europas begann und nach Süden bis nach Italien und dann nach Griechenland und in die Türkei führte - so wurden fast 7.000 Kilometer entlang der Grenze der UdSSR abgedeckt. Soweit wir wissen, war die USAF-Basis auf Sardinien, die wir hier erkundet haben, nicht Teil von ACE-High, sondern eines anderen Netzes. Die Idee war, diese Systeme zu nutzen, um im Falle eines Angriffs einen Gegenschlag zu koordinieren. Da es jedoch nie zu einem Atomkrieg kam und der Kalte Krieg endete, wurden diese Anlagen nutzlos - und die meisten von ihnen bekamen nie eine Neunutzung. Heute gibt es mehrere verlassene Troposcatter-Basen.
Seit 30 Jahren liegt dieser Militärstandort jetzt schon brach. Die letzten Übertragungen, die von den großen Parabolantennen ausgingen, waren mit dem ersten Golfkrieg verbunden. Doch mit dem Aufkommen der Satellitenkommunikation war die Anlage veraltet. Die USA verkauften das Gelände an das italienische Verteidigungsministerium. Im Jahr 2008 ging es dann in zivile Verwaltung über. Doch keiner von ihnen hatte irgendwelche Pläne für das Gelände. So ist es bis heute einfach vergessen wurden.
Was bleibt, sind geplünderte Gebäude, abblätternde Farbe und Rost. Die meisten Räume sind völlig entkernt. Man braucht heute viel Fantasie, um herauszufinden, welchen Zweck die Gebäude ursprünglich hatten. Neben Werkstätten und Lagern gab es Schlafräume, eine Küche, eine Bar und ein Kino, aber auch ein Kraftwerk. Es sind noch vier Schiffsdieselmotoren erhalten, die wahrscheinlich als Stromgeneratoren verwendet wurden. Laut einer Pressemitteilung von vor einem halben Jahrzehnt dachte die Gemeinde darüber nach, das gesamte Gebiet zu renaturieren und die ursprüngliche Landschaft wiederherzustellen - aber die Meinungen darüber, wer dafür bezahlen soll, sind immer noch geteilt. Zu den Abfällen, die die Umwelt gefährden und deren Beseitigung ein Vermögen kosten würde, gehören auch gefährliche Stoffe. Es ist also billiger, einfach zu vergessen, dass dieser Ort überhaupt existiert.
Und doch ist dieser Ort nicht völlig in Vergessenheit geraten. Die Antennen auf dem Gipfel des Berges wurden zu einer der wichtigsten Sendeanlagen Sardiniens für Fernsehen und Radio umfunktioniert. Während früher nur geheime Informationen von hier aus gesendet wurden, kann heute jeder die Signale der einst streng geheimen Militärbasis empfangen. Der Kalte Krieg ist vorbei - und Relikte wie dieses helfen uns, uns an die Zeiten zu erinnern, in denen die Welt dem nuklearen Abgrund zu nahe kam.
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