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Miniera di Monte Narba #01 by Broken Window Theory, auf Flickr
Heute sind nur noch Ruinen übrig. Was man hier sieht, sind die geisterhaften Überreste einer einst blühenden Bergbaustadt. Menschen von überall her kamen, um zu arbeiten und in den Bergen nach Silberadern zu suchen. Doch ihr Wohlstand war dem Untergang geweiht, und ihre Häuser wurden gebaut, um verschlungen zu werden. Im Juni 2021 reisten wir nach Sardinien, der zweitgrößten Insel Italiens, um Orte abseits der ausgetretenen Pfade zu erkunden.
Miniera di Monte Narba #09 by Broken Window Theory, auf Flickr
Wir zelten bei den Ruinen, mit einem Lagerfeuer, das uns wärmt, und einem leckeren Abendessen, das uns satt macht. Morgen machen wir uns auf den Weg, um die Geschichte dieses Ortes zu erforschen - aber heute Abend genießen wir die Atmosphäre.
Miniera di Monte Narba #10 by Broken Window Theory, auf Flickr
Ab der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gruben die Menschen in diesen Gebirgszügen. Sie waren auf der Suche nach Blei, aber auch nach Silber. Dieser so genannte Silberpfad bestand aus etwa zehn Bergbaustätten. Heute sind nur noch Ruinen übrig - man kann sich also kaum vorstellen, dass dies einmal eine sehr moderne Stadt war. Es gab Strom, eine Telefonleitung, ein Krankenhaus, mehrere Werkstätten und so weiter. Wenn man bedenkt, dass dieser Ort Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde, kann man das alles als echten Luxus betrachten. Von dieser Zeit sind heute nur noch die Grundmauern übrig. Die noch stehenden Strukturen befinden sich in einem kritischen Zustand und sind dem Einsturz nahe.
Miniera di Monte Narba #17 by Broken Window Theory, auf Flickr
Die Bergbaustadt wurde in den 1860er Jahren erbaut und beherbergte einst 900 Bergleute von der ganzen Insel. Seit der Antike war der Untergrund Sardiniens für seine Blei- und Silbervorkommen bekannt. Die Römer begannen mit dem Abbau auf der Insel, um Vorräte für den Gebäudebau zu haben, oder sie nutzten das Silber für die Prägung ihrer Münzen. Diese natürlichen Ressourcen sind jedoch begrenzt, so dass der Bergbau immer nur ein vorübergehender Prozess ist. Im Laufe der Zeit versiegten die Adern, und das Graben nach neuen Vorkommen wurde immer kostspieliger und weniger ergiebig. Dies geschah zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als der internationale Wettbewerb den Silberpreis senkte. Aufgrund wirtschaftlicher Verluste schloss das Bergbauunternehmen 1935 seinen Betrieb. Es gab keine Arbeit mehr und man befand sich mitten im Nirgendwo, so dass das ehemalige Bergbauzentrum der Region schnell zu einer Geisterstadt wurde. Zurück blieben nur leere Häuser. Was heute übrig ist, sind nur noch Ruinen
Miniera di Monte Narba #52 by Broken Window Theory, auf Flickr
Nachdem die Minengesellschaft abgezogen war, wurde die Gegend zu einem Niemandsland. In den folgenden Jahren kamen Banditen, Abenteurer oder einfach nur verzweifelte Menschen, um ihr Glück in den verlassenen Stollen zu versuchen. Die Bergleute vor ihnen hinterließen ein gewaltiges unterirdisches System, das sich über 18 Kilometer und ein Dutzend Stockwerke erstreckt. Diese Stollen verlaufen 500 Meter unter der Erde. Und tatsächlich fanden einige Glückspilze Silberbrocken - während andere mit ihrem Leben bezahlten.
Miniera di Monte Narba #38 by Broken Window Theory, auf Flickr
Was einst von Menschenhand genommen wurde und über ein Jahrhundert lang in ihrem Besitz war, gehört nun wieder der Flora und Fauna. In der Abwesenheit des Menschen gedeiht die Natur. Wir sind tief beeindruckt von der Vielfalt der Arten und Lebensformen, die wir bei der Erkundung der alten Bergbaustadt antreffen.
Miniera di Monte Narba #27 by Broken Window Theory, auf Flickr
Es gibt ein paar Dutzend Gebäude, die sich über mehrere hundert Meter in diesen Bergen erstrecken, und nur eines von ihnen hat bisher den Test der Zeit überstanden: Es ist die alte Villa des Bergwerksdirektors. Aber auch hier hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen - und noch immer kann man einen Blick auf eine vergangene Epoche werfen. Diese kunstvollen Malereien haben eine kuriose Geschichte: Während des Ersten Weltkriegs wurde eine Gruppe österreichischer Kriegsgefangener in die Bergbaustadt gebracht. Einer von ihnen war in seinem zivilen Leben ein Maler. Während der Gefangenschaft schmückte er dann die technischen Büros mit gemalten Fresken. Trotz jahrelanger Witterungseinflüsse haben die Kunstwerke bis heute ihre leuchtenden Farben bewahrt.
Miniera di Monte Narba #30 by Broken Window Theory, auf Flickr
Das Dorf, umgeben von der friedlichen Stille der Berge, verschwindet jedes Jahr mehr und mehr. Einst kamen Menschen von der ganzen Insel hierher, um nach Wohlstand zu suchen - und doch kennt heute kaum noch ein Sarde diesen Ort. Nur die Einheimischen erinnern sich. Auf unserem Trip ins Hinterland haben wir nur Teile der Geisterstadt erkundet. Es gibt noch viele weitere Strukturen, die in den Hügeln versteckt sind, zusammen mit den alten Minenstollen. Glücklicherweise trafen wir auf Einheimischen, die uns die Geisterstadt zeigten und uns Geschichten erzählten, die man im Internet nicht finden würde. Und doch ist dies nur eine der vielen abgelegenen Gegenden der Insel..
Miniera di Monte Narba #02 by Broken Window Theory, auf Flickr
Wer mehr von der Erkundung sehen will, schaut am besten auf YouTube vorbei: