Autoskulpturenpark im Neandertal

    • Offizieller Beitrag

    Autoskulpturenpark #01 by Broken Window Theory, auf Flickr

    Vor Mutter Natur sind alle gleich. Verfall und Wachstum sind nur zwei Seiten der gleichen Medaille. Und Achtung, Spoiler: Wir alle werden irgendwann sterben - was diese Ansammlung von Dutzenden von Oldtimern, die wir auf unseren Reisen entdeckten, einfach perfekt veranschaulicht. Einst Millionen wert, werden solche Sammlerstücke meist mit großem Aufwand erhalten. Doch hier ist nur noch ein Haufen Schrott übrig - der verfällt und schwindet: Das ist der Kreislauf des Lebens.

    Autoskulpturenpark #17 by Broken Window Theory, auf Flickr

    Dieses Mal erkunden wir einen surrealen Park in einem deutschen Wald. Dies ist kein Autofriedhof - und ganz sicher auch kein Schrottplatz oder Verkaufsgelände. Vielmehr ist es eine Metapher für das Leben - dDenn am Ende ist nichts mehr wichtig. Selbst die teuersten Besitztümer werden bedeutungslos und verrotten. Warum sich also überhaupt die Mühe machen, viel Geld zu verdienen oder schicke Sachen zu sammeln? Wenn ihr denkt, das sei deprimierend ist, dann schaut genauer hin. Begleitet uns bei der Erkundung eines Ortes, an dem das Leben endet - aber auch beginnt.

    Autoskulpturenpark #10 by Broken Window Theory, auf Flickr

    Das sieht aus wie ein Autofriedhof - ist es aber nicht. Der Unterschied hier ist, dass die Fahrzeuge und ihre Geschichten inszeniert wurden. Im Grunde ist es Kunst - arrangiert von einem exzentrischen deutschen Autohändler, Designer und Konstrukteur. Sein Name ist Michael Fröhlich, und er hat sich im Jahr 2000 ein seltsames Projekt ausgedacht. Es begann mit einem ungewöhnlichen Geschenk, das er sich selbst zu seinem 50. Geburtstag machte: 50 Oldtimer mit dem Baujahr 1950 - demselben Jahr, in dem er geboren wurde. Am Anfang waren sie alle sehr wertvoll. Doch im Laufe der Jahre hat sich das geändert - mit Absicht. Michael Fröhlich hat die Autos gekauft, um sie verrotten zu lassen. Ja, im Ernst. Millionen wurden ausgegeben, nur um ein Zeichen zu setzen: Mit seinem umstrittenen Projekt will der deutsche Künstler die unbestreitbare Überlegenheit von Mutter Natur zeigen. In den ersten Jahren waren es nur schmutzige Autos, aber 20 Jahre später hat die Natur allen einen frischen Anstrich verpasst. Rost und Zersetzung schufen neue Farbgebungen und Oberflächen. Für die einen ist es Kunst - für die anderen ist es unverantwortlich. So oder so, je mehr Verfall, desto mehr neugierige Besucher werden angelockt.

    Autoskulpturenpark #05 by Broken Window Theory, auf Flickr

    Nach dem Sieg beim Oldtimer-Grand-Prix auf dem Nürburgring war sein weißer Jaguar das erste Fahrzeug, das Michael Fröhlich in diesen Wäldern abstellte. Das zweite war der Porsche seines Konkurrenten. Dann folgten 48 weitere Automobile aus aller Welt. Jedes Auto repräsentiert ein anderes Stück Geschichte. Es ist jedoch besser, nicht zu viel Zeit damit zu verbringen, die Modelle herauszufinden - denn hier geht es nicht um die Unterschiede, sondern um die Gemeinsamkeiten. Die Natur sorgt dafür, dass all diese Autos gleich sind. Außerdem sind hier nicht nur Oldtimer zu finden: Auf dem 20.000 Quadratmeter großen Gelände gibt es noch viel mehr!

    Autoskulpturenpark #08 by Broken Window Theory, auf Flickr

    Da der natürliche Verfall wesentlich länger dauern würde, beschleunigt der Künstler ihn. Dazu schüttet er regelmäßig Milch oder Salzwasser auf die Autos. Und es versteht sich von selbst, dass Öl und andere Verunreinigungen entfernt wurden, bevor Fröhlich die Autos im Wald abgestellt hat.

    Autoskulpturenpark #11 by Broken Window Theory, auf Flickr

    Während sie unwiederbringlich verfallen, dienen diese Fahrzeuge auch als Biosphäre für etwas Neues - denn so wie das Leben endet, beginnt es auch. Wenn wir uns in diesem surrealen Park umsehen, sehen wir deutlich, dass alles vergänglich ist, und nichts Bestand hat. Am Ende fällt alles auseinander - genau wie diese Luxusautos. Vielleicht ist es traurig zu wissen, dass nichts, was man erreicht, wirklich von Dauer ist - und dass alles, was man besitzt, auf lange Sicht keinen Zweck hat. Aber für uns ist das eigentlich ein beruhigender Gedanke. Vergänglichkeit kann motivierend sein, unser Dasein gerade in diesem Moment zu bejahen und freudvoll zu gestalten. Dafür braucht man weder Geld noch irgendwelche Besitztümer - dieses Zeug ist sowieso nicht von Dauer. Also, warum sich überhaupt die Mühe machen? Aber das ist nur eine Meinung. Was meint ihr dazu?

    Autoskulpturenpark #06 by Broken Window Theory, auf Flickr

    Wenn ihr den Autoskulturenpark selbst erkunden wollt, dann findet ihr den hier: Neandertal 11, 40699 Erkrath
    Vorher am besten per Telefon oder Email anmelden. Ein wenig Geld müsst ihr auch da lassen: 20 EUR pro Person, wenn ihr fotografieren wollt.

    Autoskulpturenpark #28 by Broken Window Theory, auf Flickr

    Wer mehr von den Autos sehen will, kann jetzt noch in unser Video auf YouTube schauen:

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